Patagonien
Inhalt
Carretera Austral
Heute ist der grosse Tag, wir beginnen mit unserer Reise durch Patagonien. Für uns war es schon lange ein Traum, hierhin zu kommen.
Um uns eine sehr lange und teure Busfahrt zu ersparen, fliegen wir nach Cohayquie. Das ist der erste Abschnitt unserer Reise von Kolumbien bis Feuerland, welcher wir fliegen. Wir wollen die Carretera Austral abfahren, eine Strasse welche Chile mit dem südlichen Patagonien verbindet. Sie ist bekannt für ihre wunderschönen Nationalpärke, aber auch für ihren schlechten Zustand mit vielen Schlaglöchern und ungeteerete Abschnitten. Damit wir völlig flexibel sind, leisten wir uns einen Mietwagen, Busverbindungen sind hier nähmlich rar. Der einzige Mietwagen, der noch frei ist, ist ein riesiger Pickup-Truck. Ein wenig zu gross aber hey, für die Strassen hier sicher nicht schlecht. Gemeinsam mit unserem Zelt, welches Aaron jetzt 5 Monate rumgeschleppt hat, sind wir bereit für unser Abenteuer! Oder fast. Wie brauchen nähmlich noch Gas für den Campingkocher zum Überleben in der Wildniss, da in den Pärken Feuer verboten sind. Dumm nur, dass heute der 25. Dezember ist und wirklich alles geschlossen hat. Nach ewigem Kreisfahren werden wir findig. Juhu, es kann los gehen! Wir fahren nordwärts der Carretera Austral entlang bis zum Queulat Nationalpark (5000 CLP). Vor dem Camping stehen ganzes viele Autostöppler. Es scheint völlig der Hype zu sein, hier so zu reisen. Überraschenderweise können wir auf einem fast leeren Campingplatz übernachten (6000 CLP). Völlig müde kochen wir uns einen chemischen Kartofelstock und verschwinden um 20:00h bereits in unser Zelt, als es noch taghell ist.
Queulat NP – Ventisquero Colgante
Wir stehen bereits um 6h00 auf und packen unsere sieben Sachen. Wir wollen uns früh auf dem Weg machen, um möglichst wenig anderen Touristen zu begegnen. Ja, wir mögen beim Wandern in der Natur unsere Ruhe, schon bald hören wir uns an wie 60ig. Aber das frühe Aufstehen hat sich gelohnt, nach dem wir gut eine Stunde durch dicht bewachsener Wald bergauf gelaufen sind, erreichen wir die Aussichtsplattform. Der Blick zum Gletscher und die direkt darunterliegenden Wasserfälle ist umwerfend.
Wieder unten angekommen haben wir natürlich noch nicht genug vom Wandern, also spazieren wir weitere 20 Minuten zur Lagune und wir sehen den Gletscher von einer andere Perspektive. Der Park ist klein aber definitv ein Stopp wert – was für ein Beginn unseres Roadtrips!
Wir fahren weiter zum nördlichsten Teil der Carretera Austral, zum Pumalin Park. Auf dem Weg dort hin machen wir Halt bei einer Tankstelle, wo wir unsere erste Erfahrung mit einem Autostöppler machen. Wir nehmen ihn mit, leider hatte er Logorrhoe und bemängelte zudem dass wir unser Gepäck anders versorgen sollten um noch mehr Autostöppler aufzuladen. So war Séverine nicht unfroh, dass er nur 70km bei uns im Auto sass. Die Strasse ist nun auf weiten Abschnitten ungeteert, was aber für unseren Pickup kein Problem ist.
Pumalin Nationalpark
Der grösste Nationalpark von Chile wurde vom Amerikanenischen Milliardär Doug Tompkins gegeründet, welchem die Marken Esprit und North Face gehörte. Er kam 2015 bei einem Kajakunfall ums Leben, seit 2018 gehört der Park dem chilenischen Staat und zählt als Vorzeigeprojekt in Sachen nachhaltiger Bewirtschaftung. Der grösste Teil wird von gemässigtem Regenwald und Bergen bedeckt, nur sehr wenige Bereiche sind überhaupt zugänglich. Bevor wir in den Park fahren, stoppen wir im völlig verschlafenen Ort Chaiten, um unsere Vorräte aufzufüllen vor wichtiger: Mätteli fürs Campen zu kaufen. Zelten ist kein Problem, aber ohne Mätteli bei dieser Kälte auf hartem Boden schon. Wir werden fündig und kaufen zwei Mätteli…
Cascada Escondidas
Wir werden im Park von einem heftigen Regenguss begrüsst und warten auf dem Campingplatz Cascadas Escondidas mal ab, bis dieser vorbei zieht. Kurz vor dem Abendessen unternehmen wir noch die Wanderung zu den Wasserfällen, schon cool wenn es bis 10 Uhr abends hell ist. Die Wanderung führt durch einen “Märchenwald” zu verschiedenen, wunderschönen Wasserfällen.
Vulkan Chaiten
Nachdem es die ganze Nacht auf unser Zelt geregnet hat, wagen wir uns bei Nebel für die nächste Wanderung aufzubrechen. Heute geht es den Rand des Vulkans Chaiten, welcher vor zehn Jahren überraschenderweise ausbrach und viele Schäden hinterliess. Der steile Aufstieg führt durch einen Wald, oder besser gesagt was davon noch übrig blieb. Viele verbrannte Baumstümpfe zeugen vom Vulkanausbruch. Die Stimmung auf dem Berg mitten im Nebel und mit den verbrannten Bäumen wirkt unheimlich dünster. Séverine erinnert das an König der Löwen, als Simba die Schattenseite besucht, sogar das dunkle Lächeln der Hyänenen ist fast zu hören. Die Treppen führen uns hinauf ins Nirgendwo – im Ohr hören wir nun Led Zeppelins “Stairway to Heaven”. Schliesslich oben angekommen sehen wir nicht viel mehr als ein weisser Schleier, als wir uns auf den Rückweg machen wollen, zieht jedoch der Himmel auf: Blauer Himmel und zwei Lagunen vor dem riesigen Vulkankegel erscheinen. WOW, wir sind begeistert von dieser Wanderung und vom Pumalin Nationalpark!
Ventisquero El Amarillo
Noch am Nachmittag fahren wir zum südlichen Teil des Pumalin Parks, auf einem kleinen Strässchen geht es zum Campingplatz Ventisquero. Wohl der schönste Campingplatz auf welchem wir je waren: Auf einem kleinen Plätzchen mit eigenem Unterstand mit Aussicht auf die umliegenden Gletscher schlafen wir herrlich. Am nächsten Morgen brechen wir unser Zelt früh ab und machen uns auf, die 10 Kilometer bis zum Gletscher unter die Füsse zu nehmen. Der Weg ist meist flach, führt aber über allerlei Hindernisse, wie Flüsse oder umgestürzte Bäume. Wir laufen bis zur Gletscherzunge und kehren dann um. Zurück auf dem Camping zeigt die Uhr von Aaron 23km an, so sind wir auch ziemlich müde. Trotzdem fahren wir den Rest des Tages noch in den Süden, fast 5 Stunden bis zum kleinen Kaff Villa Manihales, wo wir übernachten. Die Ganze Fahrt über regnet es, zum Glück ist unser Zelt dicht. Gut auch, dass die Camping Plätze alle einen Unterstand haben, damit wir im Trockenen kochen können.
Fahrt in den Süden
Auf der Carretera Austral kommen wir nicht so schnell vorwärts, wegen der schlechte Strasse und den vielen Kurven fahren wir mit einer durchschnittlichen Geschwindigkeit von etwa 60 km in der Stunde und wir fahren praktisch den ganzen Tag in Richtung Süden. Leider regnet es auch die ganze Zeit und die Aussichtspunkte wirken wenig einladend. Séverine fährt auch ein Stück, wird aber abrupt gestoppt, als wir als erstes bei einem Selbstunfall eintreffen. Ein Chilener, welcher uns vor paar Minuten mit viel zu hoher Geschwindigkeit überholt hat, befindet sich mit Totalschaden im Seitengraben der Schotterstrasse – tja, selber Schuld. Zum Glück ist ihm aber nichts passiert und unter Schock fragt er uns, ob wir ihn mitnehmen können. Wir sagen zu, wenig später will er jedoch lieber bei einer chilenischen Familie einsteigen, welche mittlerweile auch eingetroffen ist. Die Schotterstrassen sind wirklich etwas schwieriger zu fahren und teilweise ziemlich tricky in den Kurven, so ist es Séverine lieber wenn Aaron weiter fährt. Unterwegs kommen wir in Coyhaique vorbei, wo wir unsere Vorräte aufstocken und tanken können. Die Menschen im Supermarkt sind unglaublich gestresst. Vielleicht liegt es aber auch an uns, weil wir paar Tage weit weg der Zivilisation waren. Im Süden ist die Carretera Austral nur noch ungeteert und gegen Abend kommen wir in Puerto Tranquillo an, einem kleinen Örtchen am grössten See von Chile.
Puetro Rio Tranquilo
Wir finden einen Campingplatz mit warmer Dusche, wie schön. Nach einer sehr kalten Nacht mit viel Wind im Zelt fahren wir morgens mit einem kleinem Boot raus zu den Marmorhöhlen an der Küste. Das Wasser hat sich hier in den harten Stein gefressen und schöne Höhlen und Formen geschliffen, so gibt es eine “Kathedrale aus Marmor” und andere Formen. Zusammen mit dem türkisblauen Wasser des Sees ist dies ein schöner Ausflug. Aber kalt und regnerisch ist es dann auf der Rückfahrt schon – die Wellen sind hoch und wir werden ziemlich nass. Wild und rau – Patagonien pur.
Parque Nacional Patagonia
Nach weiteren 120 km auf Schotterpiste erreichen wir den Nationalpark Patagonia. Dieser noch sehr junge Park wurde – wie der Pumalin Park – von Doug Tompkins und seiner Frau gegründet und umfasst ein riesiges Gebiet, von welchem nur ein ganz kleiner Teil über ein kleines Sträschen erreichbar ist. An der schönen Lodge fahren wir vorbei und stellen auf dem Campingplatz “Los West Winds” unser Zelt auf. Von unserem kleinem Unterstand haben wir Aussicht auf die steilen Klippen der Berge vor uns. Der Park schützt ein weites West-Ost-Tal mit viel Grassland, Lagunen, Bergen und unzähligen Guanacos, ein Tier verwandt mit dem Lama. Am nächsten Tag machen wir uns auf, den Park auf dem Wanderweg “Lagunas Altas” zu erkunden (23km, 1200hm). Ein wunderschöner Rundweg führt uns an Lagunen und Aussichtspunkten übers Tal vorbei. Wir haben Glück mit dem Wetter und sehen das erste Mal auf der Carretera Austral den blauen Himmel und haben (fast) keinen Regen. Ein schöner Tag um das Jahr abzuschliessen – es ist Silvester. Wir entscheiden uns, noch eine Nacht im Nationalpark zu bleiben. Um mitternacht stossen wir mit Champagner vor dem Zelt unter dem Sternenhimmel an – mal etwas anderes! Es ist aber zu kalt um lange zu feiern und so trinken wir den Rest im Schlafsack im Zelt…
Cerro Castillo
Der Patagonia Park ist der südlichste Punkt für uns auf der Carretera Austral und wir kehren um und fahren wieder Richtung Norden. In rund fünf Stunden fahren wir wieder über Puerto Tranquillo nach Villa Cerro Castillo, einem weiteren Örtchen an der Carretera. Bei der Suche nach einem Campingplatz lernen wir Timo und Rebecca aus Bern kennen, welche uns spontan zu sich in ihren warmen Camper zum Abendessen einladen – Merci! Am nächsten Morgen starten wir die Wanderung ins Reservat Cerro Castillo um dort zum Mirador zu wandern. Für Séverine wahrscheinlich die herausfordernste Wanderung bisher – ziemlich erkältet von den kalten Nächten und bereits ein übermüdeter Körper von den letzten Wanderungen, hat Mühe mit dem Aufstieg und der Atmung. Zudem half es nicht, dass der letzte Teil der Wanderung sehr ausgesetzt war, mit Höhenangst kamen ihre Beine etwas ins schlottern. Nach etwas über 1000 Höhenmeter und paar Zweifel ob wir nicht besser umkehren sollen, sind wir im Ziel und haben einen fantastische Aussicht auf die Lagune, den Berg und das ganze Tal. Die Landschaft ist nicht zu beschreiben und auch kaum zu fotografieren. Der Aufstieg hat sich auf jeden Fall gelohnt!
Noch am Abend fahren wir zurück nach Coyhaique – dem grössten Ort (Stadt?) an der Carretera Austral. Um uns zu erholen, gönnen wir uns für eine Nacht ein warmes Plätzchen in einem Hostal.
Coyhaique National Reservat
Wir besuchen heute noch das National Reservat von Coyhaique, dass sich nicht weit weg der gleichnamigen Stadt befindet. Das Reservat bietet diverse kürzere Wanderungen an, es scheint die kleine Oase der Stadt zu sein, dementsprend sind nur Einheimische anzutreffen. Wir entscheiden es, gemütlich zu nehmen und Wandern hier eine zweistündige Wanderung durch den Wald zu verschiedenen, kleinen Lagunen. Als wir beim Parkplatz zurück sind, laufen wir noch zum Mirador, der einen schönen Ausblick auf die Stadt gibt. Nach den letzten Tagen in den viel Nationalparks wirkt das Reservat auf uns wenig beeindruckend, dennoch ist es ein schöner kleiner Ort um uns zu erholen. Wir haben spontan eine zweite Nacht im Hostal gebucht, damit wir uns eine zweite Nacht in der Wärme entspannen können, bevor es dann in den ganz tiefen Süden geht…
Südpatagonien
Nachdem wir nun die Carretera Austral unsicher gemacht haben, ist es Zeit für den Süden von Patagonien. Wir sind voll in der Hochsaison unterwegs, das bedeutet hohe Preise und viele Leute. Dafür sind die Tage lang und wir freuen uns, den südlichsten Teil von Südamerika zu entdecken. Das Wetter hier unten ist aber ziemlich wild, die Saison ist entsprechend kurz. Die Busse sind enorm teuer und so kommt es für uns günstiger, ein Auto zu mieten und die Gegend auf eigene Faust zu erkunden. Damit sind wir mit unserem Zelt sowieso flexibel und können dorthin fahren wo wir wollen. Wir fliegen dazu von Coyhaique nach Punta Arenas und mieten bei einem kleinen, lokalen Anbieter ein Auto. Das Auto – ein kleiner Renault – ist schon älter, hat aber 4 Türen und fährt uns von A nach B. War nicht ganz einfach überhaupt noch ein Auto zu bekommen in der Hochsaison. Die erste Nacht verbringen wir in Puerto Natales, der Haupt-Touriort im Süden von Chile. Es windet extrem, zum Glück hat jeder Stellplatz fürs Zelt einen kleinen Windschutz und unser Noname-Zelt aus der Schweiz hält überall bombenfest (Danke Campz.ch – Achtung Schleichwerbung).
El Chalten
Als erstes wollen wir nach El Chalten, weltberühmt für seine Wanderungen am Fusse des Fitz Roy Massives. Wir fahren etwa eine Stunde von Puerto Natales und erreichen die Argentinische Grenze und der Grenzübertritt mit dem Auto verläuft reibungslos, wir fahren in 6 Stunden bis El Chalten, mit Abstand die langweiligste Fahrt unserer Reise! Die Landschaft ist flach und eintönig. Wir sind einfach nur glücklich, als wir das Dörfchen erreichen und Platz in einem Camping mit einem warmen Unterstand finden. Das Wetter scheint nicht das Beste zu sein, wir werden nämlich von einem heftigen Regenschauer begrüsst. Auch sonst widmen wir uns praktischen Problemen in Argentinien: Am Geldautomat können wir kaum Geld abheben und bezahlen enorm hohe Gebühren, und im Supermarkt gibt es nur Halb Liter Flaschen Wasser?
Fitz Roy
Wir nehmen die Wanderung zur Lagune am Fitz Roy – trotz nicht gerade optimalen Wetter – in Angriff. Um nicht zweimal denselben Weg laufen zu müssen, nehmen wir morgens einen Minibus zum Ausgangspunkt der Wanderung in El Pilar. Das Wetter spielt während der ganzen Wanderung verrückt, wir habe Abwechslung zwischen Sonne und Schnee, oft auch gleichzeitig?! Nach gut drei Stunden Aufstieg erreichen wir die Lagune. Wir sehen zwar die Lagune aber wegen des Nebels keine Berge. Schade. Beim Abstieg merken wir dann, dass wir definitiv im touristischen Teil angekommen sind: es kommen uns hunderte Wanderer entgegen und wir müssen ständig ausweichen – macht nicht so Spass. Die Ameisenstrasse bringt uns zurück nach El Chalten, wo wir nach über 20 km ein Bier / Wein verdient haben!
Laguna Torres
Auch am nächsten Tag ist das Wetter nicht perfekt, aber hey – wir sind nur einmal hier. So nehmen wir die Wanderung zur Lagune Torres in Angriff. Mit ständigem Auf und Ab erreichen wir nach 2.5 Stunden die Lagune, die Berge sind aber wieder im Nebel verhüllt. Immerhin windet es nicht und die Sonne scheint, so macht Aaron ein Mittagsschläfchen an der Lagune. Vom Gletscher abgebrochenes Eis treibt im Wasser. Auch hier teilen wir die Aussicht mit rund fünfzig anderen Wandern. Zeit, abzusteigen und feine Empanadas der lokalen Bäckerei auszuprobieren!
Mirador Pliegue Tumbado
Wir schlafen morgens aus, es ist ganz schlechtes Wetter gemeldet. Doch als wir aufstehen, ist der klarste blaue Himmel welcher wir bisher in Patagonien gesehen haben. Beide bitter enttäuscht die Stadt zu verlassen, ohne die Berge richtig gesehen zu haben, entscheiden wir uns spontan den Mirador Pliegue Tumbado zu besteigen, nach unserem Wanderbuch einer der schönste Aussichtspunkte Südamerikas (bei klarer Sicht…). Wir brechen – für unsere Verhältnisse – spät auf und sind erstaunt wie wenig Leute im Vergleich zu den anderen Wanderungen unterwegs sind. Als wir oben ankommen, bereuen wir keine Minute, noch hier rauf gekommen zu sein! Auf einer Seite die Aussicht über den riesigen, türkis farbigen See und auf der anderen Seite die beiden berühmten Berge El Torre und Fitz Roy. Der Fitz Roy ist sehr scheu und scheint sich selten von seinem Nebelschleier zu trennen, doch als wir den Mirador erreichen sind wir sprachlos. Der imposante Berg ist endlich enthüllt, neben ihm El Torre mit seiner Lagune. Für uns klar die schönste Wanderung der Gegend, wenn nicht die schönste Wanderung der bisherigen Reise! Überglücklich doch noch beide Berge gesehen zu haben, wandern wir bei Schneefall wieder zum Auto. Wir waren 3 Tage in El Chalten und sind am Ende 60 Kilometer gewandert, hat sich gelohnt!
Übernachtung: Camping El Rancho
Essen: Qué Rika Panaderia (beste Empanadas der Stadt)
El Calafate
Um den südlichen Teil des Nationalparks Los Glaciares zu erkunden, fahren wir nach El Calafate, die grössten Stadt der Umgebung. Wie können wir diese Stadt einfach beschreiben? Es ist wie Zermatt, statt fürs Matterhorn kommen die Touristen für den Perito Moreno Gletscher. El Calafate ist eine kleine Stadt mit unzähligen, kleinen Souvenirläden und überteuerten Restaurants. Wir übernachten auf dem Campingplatz und gönnen uns eine Parilla. eine gemischte Fleischplatte vom Grill, schliesslich sind wir in Argentinien. Zum Essen wird als Showeinlage ein Schaf geschoren?!
Perito Moreno
Auch wir sind nur wegen dem Perito Moreno Gletscher hier. Als eines der Wahrzeichens Patagoniens drückt die riesige Gletscherzunge gegen das Land und so bricht immer wieder viel Eis ab. Wir fahren früh los um bei Parköffnung dort zu sein. Das Wetter ist perfekt und wir nehmen unseren Zeltnachbar gleich mit zum Park. Der Gletscher ist bereits von Weiten eindrücklich, aber vor ihm zu stehen, da fehlen uns die Worte. Von dem Steg aus hören wir dem Gletscher Konzert zu, dem Geknirsche des auftauenden Eises und dem Donnern der fallende Eisblöcke. Wir sind vor all den Touris da und haben die Aussichtsplattformen für uns alleine und wir laufen alle Pfade ab. Diese bieten einen super Blick auf die 70 Meter hohe Eiswand. Um 11:30h kommen die Menschenmassen, Zeit für uns zu flüchten. Die Bootstour lassen wir dann sein, die Boote sind völlig überfüllt. Der Gletscher war wirklich eindrücklich, der Abstecher hat sich gelohnt!
Lago Roca
Wir entscheiden uns noch spontan zum Roca See zu fahren, im südlichsten und wenig besuchten Teil des Nationalparks. Wir picknicken am Ende der Schotterstrasse mit einem Wahnsinns Ausblick auf die Berge, den See und auf tausende Schafe. Wir könnens nicht sein lassen und laufen noch ein Stückchen dem See entlang. Patagonien hat so viele schöne, versteckte Orte!
Zurück auf dem Camping haben die Argentinier mittlerweile ihre Barbeques aufgebaut, etwas was richtig zelebriert wird. Und so fühlen wir uns am Abend eher auf einem kleinen Open Air-Festival als in den Bergen…
Fahrt ins Feuerland
Das Schöne mit dem Auto ist, dass wir spontan von einem Ort zum Nächsten fahren können und so entscheiden wir uns, einen kleinen (oder grossen!) Umweg zu fahren und einen Abstecher ins Chilenische Feuerland zu machen.
Pali Aike Nationalpark
Der kleinste Nationalparks Chiles liegt gerade nach der Argentinischen Grenze. Er schützt eine einzigartige Landschsft aus Vulkangestein und kleinen Vulkankratern. Wir sind zwar schon seit vier Stunden mit dem Auto in der ewigen Pampa unterwegs, aber wir haben noch lange Zeit bis es eindunkelt. Da in unserem Wanderführer eine Top Wanderung im Park vorschlägt, können wir nicht einfach vorbei fahren. Nach 20 Minuten auf einer Schotterstrasse erreichen wir den Park und wir fahren zur Lagune des Parks. Naja, haut uns jetzt nicht wirklich um. Vielleicht haben wir jetzt schon zu viele Lagunen gesehen und sind Lagunen-müde? Wir fahren weiter im Park und unternehmen zwei kleine Wanderungen. Die erste führt rund um einein Krater, der einen weiten Ausblick über den Park bietet. Hier wurden die ältesten Steinwerkzeuge aus der Steinzeit von ganz Südamerika gefunden. Spannend, dass Patagonien trotz dem wilden Klima schon damals bevölkert war. Die zweite Wanderung zum Cueva del Diabolo führt uns über kantige Lavasteine zu einem grossen Vulkankrater. Nun sind wir voll begeistert vom Park, wollen aber weiter, da die Fahrt noch lange ist und wir noch die Fähre nehmen müssen um das Feuerland zu erreichen.
Übernachtung: Der Wind ist so stark, das Campingplätze kaum existieren. Deshalb klopft Aaron bei einem Hotel an, wo wir in einem Hinterhof bei den “einheimischen” Ölarbeitern unterkommen. Kein kommentar über den Zustand des Zimmers 😛
Königspinguine
Genau, Königspinguine. Die richtigen Pinguine. Der Grund weshalb wir so weit gefahren sind. 2010 haben sich nämlich acht Königspinguine auf Feuerland angesiedelt, mittlerweile sind es über 80. Es ist der einzige Ort in Südamerika, wo die Tiere beobachtet werden können. Nur von einem kleinen Fluss getrennt, können wir die Tiere beobachten. Wir freuen uns wie kleine Kinder. Die anderen Besucher scheinen weniger begeistert und verlassen den Park bereits nach 15 Minuten, wir bleiben mehr als eine Stunde und machen uns erst dann auf den rund 500 km langen Weg nach Puerto Natales. Die Distanzen in Patagonien sind riesig und zwischen den Dörfern ist einfach nix, nur die Pampa (und Ölfelder).
Torres del Paine Nationalpark
Am morgen weht es unser Zelt fast um. Der Wind ist an diesem Tag sehr stark und frisch. Da haben wir wenig Motivation aus dem Zelt zu kriechen. Aber es geht für drei Nächte in den Nationalpark Torres del Paine. Viel haben wir von diesem Park gelesen und noch mehr von anderen Reisenden gehört, dass der Park enorm populär und oft über Monate im voraus ausgebucht ist. Lange haben wir überlegt ob wir ihn überhaupt besuchen sollen. Wir entschieden uns dann doch dafür, damit wir uns selber ein Bild machen können. Wir können rund 10 Tage vor unserem Besuch noch drei Nächte auf einem Campingplatz im Park online reservieren. Die Fahrt in den Park ist regnerisch, aber am Nachmittag soll das Wetter besser werden…Ach ja, Wetterprognosen in Patagonien sind zu 100% unzuverlässig. So lassen wir uns mal überraschen.
Mirador Ferrier
Im Park angekommen, fahren wir gleich zum Mirador Ferrier, eine kurze Wanderung (3h) weg von den Tourimassen. Der Wind weht immer noch stark. Nach dem steilen Aufstieg gelangen wir zum Mirador, die Sicht über die Bergen und die Seen ist wunderschön. Leider ist der Wind so stark, dass wir kaum stehen können, es bläst uns fast vom Berg. Wir entscheiden uns, direkt wieder abzusteigen. Was uns im Gegenwind gar nicht so leicht fiel. Das Aufrecht laufen war kaum mehr möglich. Zum Glück war es nur auf dem Gipfel so windig und wir können sicher wieder hinuntersteige. Zurück beim Parkplatz sehen wir dann auch das Schild, welches uns vor dem Wind bis 90 km/h warnt. Was für ein Start in den Torres del Paine.
Mirador Los Cuernos
Nach einer heissen Schokolade haben wir uns wieder aufgewärmt und sind für eine zweite Kurzwanderung bereit. Am Pahoé See startet die zweistündige Wanderung zum Aussichtspunkt Los Cuernos. Auch hier hat es starker Wind, jedoch auf der flacher Ebene (beunruhigt uns weniger als auf dem Gipfel zuvor, fliegen wir immerhin nirgends runter). Wir haben die perfekte Sicht auf den See und die Bergen los Cuernos. Erstaunlicherweise sind wir grösstenteils alleine – wunderschön!
Mirador Torres Base
Wohl die bekannteste Wanderung des Parkes zu den “Torres”, den Türmen, ein Wahrzeichen des Parkes, ja von ganz Chile. Wir starten früh und schlecht: Séverine verliert ihr Ohrring – ein Geschenk – und ist genervt. Ohne Frühstück läuft sie die 10 km / 1000 hm zu den Türmen in etwas mehr als 3 Stunden. Wir sind vor all den Gruppen oben und geniessen die Ruhe. Nach einem Picknick, gönnen wir uns ein kleines Mittagsschläfchen an der Lagune. Immerhin einer der einzige Aussichtspunkte unserer Patagonien-Reise, an dem es uns nicht fast vom Ort weht und hey wir haben mal Sonne. Die Felstürme sind eindrücklich. Zurück geht es auf dem gleichen Weg, wo uns dann die Gruppen alle entgegen kommen. Die Masse an Touris schien uns hier jedoch harmlos im Vergleich zu Fitzroy. Auf dem Camping scheint die Sonne noch so geniessen wir den Rest des Tages einfach das Wetter und die Aussicht auf die Berge.
Mirador Lago Grey
Wir nehmen den Katamaran um den Pahoé See zu überqueren und wollen es heute gemütlich angehen. Wir spazieren vorerst durch einen abgebrannter Wald zu einer Lagune, die Landschaft hat sich wieder enorm geändert. Weiter geht es zum Mirador Lago Grey, wo wir Aussicht über den See und den Grey Gletscher haben. Wir entscheiden uns nicht mehr zum Grey Refugio zu gehen, wo man eine nahe Aussicht auf dem Gletscher haben soll, da wir die Fähre von 14h30 zurück erwischen wollten. Wollten, den nach eine guten Stunde warten stellt sich heraus, dass die riesige Zeittafel bei der Fähre nur Dekoration ist. Die Zeiten stimmen nämlich überhaupt nicht, dass wäre an der Lodge angeschrieben gewesen. Nur dumm, dass wir nicht in der Lodge übernachten. Wir haben wohl schon zu viel Vertrauen in Schilder, obwohl wir noch in Südamerika sind. Aber es ging Anderen genau so wie uns und so warteten wir alle gemeinsam bis 17h00, bis dann hoffentlich eine Fähre kommt..
Laguna Azul und Rückfahrt
Auf dem Rückweg besuchen wir noch einen etwas weniger besuchten und abgelegenen Teil des Parkes – die Laguna Azul. Wir spazieren etwas der Lagune entlang, kehren aber bald um: Der Wind ist stark und das Wetter zu schlecht für eine Aussicht auf die Berge. Den Rest des Tages verbringen wir im Auto: Bis am Abend müssen wir in Punta Arenas sein, wo wir das Auto zurückgeben. Séverine sucht leider vergeblich praktisch den ganzen Weg nach ihrem Ohrring. Unterwegs gönnen wir uns Pina Empanadas, das sind die traditionellsten aller Empanadas: mit Hackfleisch, einer Olive und Eier gefüllt – fein!
Ushuaia
Zeit, das letzte Stück in Richtung Süden in Angriff zu nehmen. Die letzte lange Busfahrt auf dem Kontinent: in über 12 Stunden geht es von Punta Arenas in die südlichste Stadt der Welt – Ushuaia. Auf dem Weg müssen wir (wieder) die Fähre nach Feuerland und die Grenze passieren. Endlich angekommen, werden wir etwas emotional: Wir haben es geschafft. Von Cartagena an der Karibikküste bis nach Ushuaia. Fast 6 Monate haben wir gebraucht, die Reise war unglaublich abwechslungsreich und spannend. Aber natürlich sind hier wir noch nicht fertig mit unserer Reise 🙂 Bevor die Reise aber wieder nordwärts geht, werden wir hier 4 Nächte verbringen und definitiv anstossen!
Die Stadt ist ein Treffpunkt für viele Reisende, hier startet die Panamericana nordwärts und die Kreuzfahrtschiffe südwärts zur Antarktis. Sie ist nicht besonders schön und ziemlich touristisch, liegt aber wunderschön zwischen dem Meer und den Bergen am Beagle Kanal. Dieser verbindet den Pazifik mit dem Atlantik und ist der Ort, wo die Anden ins Meer fallen.
Beagle Kanal Tour
Nach einem Tag Erholung und Erledigungen erkunden wir den Beagle Kanal. An Bord eines Katamarans startet unsere dreistündige Tour durch den Beagle Kanal und wir stoppen an einigen kleineren Inseln und bekommen vor allem Seevögel und Seelöwen zu sehen. Die Hauptattraktion ist der Leuchtturm “les Eclaireur”, auf einer einsamen Insel seit 1920 in Betrieb. Oft auch einfach “Leuchtturm am Ende der Welt” genannt. Natürlich ist es nicht das Ende der Welt, aber ist trotzdem ein schönes Fotomotiv. Zum Abschluss gehen wir noch auf der Bridge Insel an Land, ein wunderschönes Panorama über Ushuaia und die umliegende Berge (welche sich wieder in Chile befinden, Chile hat fast alle Berge abbekommen). Zurück im Hafen, welcher mehrheitlich von riesigen Kreuzfahrtschiffen angefahren wird, überlegen wir uns was wir Nachmittags unternehmen wollen.
Cerro Medio – oder: von 0 auf 1000
Warum nach dem Meer nicht die andere Seite – die Berge – erkunden? So laufen wir von 0 auf (fast) 1000 Höhenmeter – auf den Cerro Medio. Der Weg führt vom Hafen aus der Stadt in den dichten Wald. Es kommt uns vor, als würde dieser nie aufhören. Als wir endlich aus dem Wald gelangen sehen wir weit über den Beagle Kanal hinaus. Der Weg führt uns über Gegröll zur Laguna Margo, zwar eher eine Pfütze – aber egal, mitten in den Bergen ist es trotzdem schön. Auf dieser Höhe sieht es fast so aus wie in der Schweiz auf 3’000 Höhenmeter – die Baumgrenze liegt hier einfach viel viel tiefer. Nach der Laguna geht es weglos zum Gipfel hinauf, welcher wir für uns alleine haben. Das Beste:s es windet nicht und ist sogar richtig warm, so können wir unsere Picknick für einmal auf dem Gipfel geniessen. Nach vier Stunden wandern sind wir zurück in unserem gemütlichen Airbnb-Apartment, wo wir uns einen gemütliche Abend machen. Was für ein Tag! Und was Ushuaia Alles zu bieten hat – wow!
Nationalpark Tierra del Fuego
Der letzte und südlichste Park in Patagonien für uns. Er schützt die subantarktischen Wälder nahe von Ushuaia. Das Wetter ist heute nicht optimal und der Gipfel Guanaco, den wir in Anspruch nehmen wollten liegt im Nebel. Da wir schon am Tag bevor einen Berg bestiegen haben, entscheiden wir uns für kleinere Wanderungen im Park. Wir beginnen mit einer kleine Inselumrundung die ca 20min dauert, mehr als genügen lang, wenn eine riesen Mückenplage herrscht. Wieder einmal präferieren die Mücken Séverine, so dass sie einige recht angeschwollen Stiche abkriegt. Man muss auch erwähnen, dass diese schwarzen Killermücken nichts mit unsere kleinen süssen Mücken in der Schweiz zu tun haben. Wir wechseln nun Richtung und nehmen den “Küsten”-Weg. Wir laufen rund vier Stunden der Küste entlang, immer rauf und runter – wir nennen das “peruanisch flach”. Unsere Beine sind sind etwas müde von gestern und so sind wir froh, als wir am Ende der Wanderung ankommen. Hier befindet sich das “Postbüro am Ende der Welt”, dass von einem alten, herzigen Mann geführt wird. Es hat einige schöne Plätzchen entlang des Weges, aber alles in allem finden wir den Park aber nichts Besonderes und etwas überbewertet.
Experiencia Antarctica
Wir reisen noch heute in die Antarktis. Die Reise führt uns über die antarktische Halbinsel zu den Pinguinen und dem ewigen Eis. Zumindest virtuell. Wir besuchen nämlich das “Experiencia Antarctica”, wo wir für einige Minuten mit einer 3D-Brille auf den südlichsten Kontinent reisen und einige spannende Fakten lernen. Vis-a-vis fahren die echten Schiffe zur Antarktis. Ab läppischen 5’000 US Dollar wären wir für einige Tage richtig dabei…
Damit schliessen wir unser Patagonien-Abenteuer nach etwa einem Monat ab. Die Natur war wunderschön und wild! Nun gönnen wir, nach tägliches wandern, unseren Beinen etwas Ferien.
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