Kambodscha
Wieder zu zweit setzen wir uns in den Bus und fahren ins Nachbarland Kambodscha. Vor der Reise hatten wir uns in der Schweiz eigentlich vorgenommen, das Land ausführlich zu bereisen und einige Wochen zu bleiben. Pläne ändern sich, wir haben etwas genug vom dicht besiedelten Südostasien und wollen weiter. Wir machen aber das “Minimalprogramm”, Aaron will nämlich unbedingt die Tempel von Angkor sehen. Séverine war scho vor sechs Jahren hier und spielt Reiseleiterin. Wir verbringen vier Nächte in einem top Hotel in Siem Reap – mit Pool, Massage und modernen Zimmer. Es ist unglaublich bequem und es tut gut, zu entspannen. Das Hotel ist aber auch eine Lüge aus Beton und Glas und hat nichts mit der Aussenwelt zu tun. Kambodscha ist das ärmste Land, das wir auf der ganzen Reise besuchen.
Inhalt
Die Tempel von Angkor
Wir organisieren uns ein Tuktuk für einen Tag und erkunden die weltberühmten Tempel von Angkor. Die gesamte Anlage ist riesig und besteht aus Dutzenden Ruinen. Wir informieren uns im Voraus über die einzelnen Tempel und haben schlussendlich Acht davon ausgesucht, die wir nun nacheinander mit dem Tuktuk besuchen. Um den Touristenmassen auszuweichen, beginnen wir bewusst nicht beim Haupttempel Angkor Wat und fahren im Gegenuhrzeigersinn. Aaron hat grosse Erwartungen und wird nicht enttäuscht. Die Ruinen haben einen einzigartigen Charme – 1000 Jahre alte Tempel mitten im Dschungel, teilweise überwuchert von der Vegetation lösen Indiana Jones Feeling aus. Die Khmer haben hier ein raffiniertes System aus Tempeln und Wasseranlagen gebaut – zeitweise war es die grösste Stadt der Welt. Die Reiseleiterin Séverine ist geschichtlich nicht mehr so à jour und so nehmen wir die Hilfe eines kleines Buches mit Hintergrundwissen in Anspruch, dass wir vor Ort kaufen. Imposant ist der Angkor Wat, das grösste religiöse Gebäude der Welt. Wir fragen uns schon, wie diese Masse an Steinblöcken transportiert werden konnte. Natürlich machen wir am Schluss auch das obligatorische Foto am Seerosenteich vor Angkor Wat. In Erinnerung werden aber wohl eher die kleinen, von Feigenbäumen überwachsenen Tempel bleiben. Wir haben Glück mit dem Wetter und bleiben trocken- trotz Regenzeit. Just in dem Moment, als wir aufs Tuktuk steigen, um zurück ins Hotel zu fahren, beginnt es zu regnen – acht Stunden Tempelbesichtigung hat Spass gemacht!
Prasat Preah Vihear
Die Khmer haben nicht “nur” Angkor erbaut sondern waren Herrscher über ein ausgedehntes Reich. Wir wollen die etwas weiter entfernten Tempel besichtigen und organisieren uns einen Fahrer für einen Tag. Als Erstes fahren wir in gut drei Stunden an die thailändische Grenze im Norden des Landes. Auf einem Berg mit spektakulärer Lage liegt der Preah Vihear Tempel – einer der wichtigsten Tempel der Khmer. Es gab hier immer wieder Grenzstreitigkeiten zwischen Thailand und Kambodscha. Das letzte Mal wurde 2008 scharf geschossen. Ob es daran liegt, dass wir heute die einzigen westlichen Touristen auf dem Berg sind? Dieser ist so steil, dass wir mit Motorradtaxis rauf gefahren werden – festhalten ist angesagt! Der Tempel selber ist ziemlich verfallen, die Aussicht über Kambodscha aber spektakulär. Genau für solche Abenteuer sind wir aufgebrochen! Nach einer schwindelerregenden Fahrt auf dem Motorrad nach unten fahren wir nach Koh Ker, einer weiteren bedeutenden archäologischen Stätte. Wir steigen auf eine Steinpyramide, die uns an die Pyramiden von MIttelamerika erinnern – wie etwa Chichen Itza. Auf der Pyramide mit Blick auf scheinbar unendlichem Regenwald essen wir Zmittag (Cookies – wow). Am meisten gefällt uns aber der Prasat Bram. Bram bedeutet “fünf”. Es sind fünf kleinere Tempel, zwei davon werden förmlich von Feigenbäumen aufgegessen. Die Wurzeln drängeln sich durch die Ziegelsteine der Khmer. Wie die Natur doch alles Menschliche früher oder später zurücknimmt! Unser letzter Stopp ist die Ruine von Beng Mealea – ein völlig verfallener Tempel mit schönen Motiven zum Fotografieren. Hier treffen wir wieder auf die Tourimassen aus Angkor und wir ziehen uns nach einem weiteren Tag in den Tempel in den Pool des Hotels zurück.
Am Abend machen wir einen Abstecher zur Pub Street – der Barstrasse der Stadt. Hier treffen trinkfreudige Backpacker auf foto verrückte Chinesen. Wir setzen uns an einem Tisch im ersten Stock und machen “People watching”, ziemlich lustig. Aaron gönnt sich noch ein “Fisch Spa”, wo kleine und grössere Fische die tote Haut an seinen Füssen abknabbern.
Kompheim Village
Wir möchten noch einen Eindruck vom “richtigen” Kambodscha erhalten und lassen uns daher von einem kleinen NGO in einem nahegelegenen Dorf ihre Arbeit zeigen. Mit dem Tourpreis wird die Arbeit finanziert. Wir sind die einzigen Touristen an diesem Tag und können den Guide mit Fragen löchern. Wir spazieren etwas durchs Dorf, schauen uns die Häuser und die Schule des NGOs an. Die Kindersterblichkeit und die Alphabetisierungsrate sind hoch, die Familien kinderreich und Probleme mit Alkohol und häuslicher Gewalt weit verbreitet. Es zeigt sich wieder einmal, dass die schwierigste Arbeit der NGOs nicht das Sammeln von Geld ist, sondern die lokale Umsetzung. So wurden beispielsweise Wasserfilter im Dorf installiert, diese werden jedoch selten benutzt, da die Bevölkerung der Technologie nicht traut. Ganz cool ist die Bauweise der Schule: sie wurde mit hunderttausenden mit Plastikabfall ausgestopften Pet Flaschen gebaut und soll die Bevölkerung dazu animieren, Plastik wiederzuverwenden und auch zu vermeiden. Das ist aber echt schwierig in Kambodscha, wir merken es jeden Tag: zu jedem Einkauf bekommen wir ungefragt 2-3 Plastiktüten und Wasser-Füllstationen sind rar, was dazu führt, dass wir viele Pet Flaschen kaufen müssen. Der Besuch im Dorf gibt zu denken, was für ein Kontrast zum schimmernden Zentrum von Siem Reap mit seinen schicken Bars, Hotels und Restaurants. Wir erfahren aber auch, dass der Tourismus einer der wichtigsten Einnahmequellen der Region ist, viele Dorfbewohner arbeiten in diesem Sektor.
Genug traurige Fakten für heute, es gibt noch etwas zu feiern: Séverines Geburtstag! Am Nachmittag lassen wir uns im Hotel massieren und kaufen im Supermarkt Séverines Lieblingsgetränk: Prosecco. Eisgekühlt am Pool geniessen wir diesen. Wie gesagt: was für ein Kontrast. Abends gehen wir mit einem deutschen Pärchen, welches wir in Malaysia kennengelernt haben, essen und trinken. Bier gibts für 0.5 Dollar! Kein Wunder schmerzt der Kopf am nächsten Morgen, als wir auf den Bus nach Bangkok warten. Wir verbringen wieder einen ganzen Tag im Bus und kommen abends in Bangkok an, wo wir die letzte Nacht und den letzten Tag unserer zwei Monate in Asien verbringen.
Hotel: Golden Temple Villa
Essen: Reak Smey
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