Hong Kong
Inhalt
Ankunft
Mitten in der Nacht kommen wir mit unserem verspäteten Flug in Hong Kong an. Wir brauchen ein Busticket – aber alle Shops haben bereits geschlossen. Es bleibt uns nichts anderes übrig als direkt beim Busfahrer zu zahlen und da dieser kein Rückgeld geben kann, zahlen wir zu viel. Vollgas fährt er uns in die Stadt, die Rollkoffer der Chinesen fliegen uns um die Ohren und um 3:00 Morgens kommen wir endlich im Hostel an.
Die Stadt zieht uns am nächsten Tag aber schnell in ihren Bann. Die Hochhäuser-Schluchten erheben sich auf allen Seiten, die Sonne brennt, es ist über 30 Grad heiss und die Luftfeuchtigkeit liegt bei über 90%. Nach wenigen Schritten sind wir schweissgebadet und müssen in den Schatten. Die Aussicht an der Hafenpromenade in der Nähe des Hostel ist phänomenal: wir sehen über den Hafen auf die Innenstadt, Hochhaus reiht sich an Hochhaus, es hat keinen Quadratmillimeter Platz für irgendetwas anders. Dort wo es Platz hat, hat es unzählige Menschen. Aaron hat noch nie so viele Menschen auf so kleinem Raum gesehen. Es ist Feiertag und alle Einwohner sind offenbar unterwegs. Uns fallen die unzähligen muslimischen Frauen auf, welche überall auf den öffentlichen Plätzen sitzen. Überall in den Pärken, auf Fussgängerbrücken und Strassenränden veranstalten sie in riesigen Picknick. Wir erfahren, dass dies Arbeiterinnen aus Indonesien und Philippinen sind, welche ihren Freitag geniessen. Den Rest der Woche arbeiten sie als Haushälterinnen und Kinderbetreuerinnen. Wir werden später erfahren, dass sie nicht vom Mindestlohn in Hong Kong geschützt sind und so begehrte Arbeiterinnen im Land.
Walking tour in Kowloon
Wir machen eine Walking Tour im Stadtteil Kowloon, welches eines der grösste Teil Hongkongs ausmacht. Dieses Shopping- und Unterhaltungsviertel ist unser Zuhause für die nächsten Tage. Weil wir aber nicht nur das Rosarote von Hongkong sehen möchten haben wir uns für die Tour entschieden, dass uns nicht die schönen und reichen Seiten der Stadt zeigt. Zuerst besuchen den Vogelmarkt. Vögel waren ein typsisches Haustier in der Stadt. Seit der Vogelgrippe-Epidemie 1998 kauft aber kaum noch jemand einen Vogel. Seither ist ein Fisch das Haustier Nummer Eins. Gut das der nächste Markt der Goldfischmarkt ist. Hier verbringen die Fische ihre Tage in Plastiktüten und warten, dass jemand sie nach Hause nimmt. Als nächstes besuchen wir das statistisch ärmste Viertel der Stadt Tung Chau, erfahren viel über die absurd hohen Mietpreise und die damit verbundenen Probleme und bekommen sogar eine dieser winzingen Wohnungen zusehen, die mehr an einer Gefängniszelle erinnern als ein Leben in Freiheit. Rund 5% der Einwohner leben in solchen Verhältnissen. Am Schluss der Tour stossen wir auf einen unglaublich grossen Markt mit noch grösserem Gewimmel an Menschen, Elektronik, Fischen und allem Erdenklichen. Wie ein Chinatown in China. Die Mutter aller Chinatowns.
“Delikatessen”
Am Abend machen wir eine Foodtour mit. Wir wollen eine Einführung in das chinesische Essen erhalten, damit wir in den nächsten Wochen in China nicht verhungern. Der Guide stellt uns aber dann eine Bedingung: Erst nach dem Kosten der einzelnen Speisen werden wir erfahren, was wir gegessen haben. Tönt verdächtig. Nachdem wir Rinderinnereien gegessen haben, wählt der Guide bei einem Stand einige Frösche aus. Diese werden gleich geschlachtet und mariniert. Mit der Marinade schmeckt das sogar richtig gut. Immerhin haben wir keinen Hund auf dem Gewissen. Nach einer akzeptabler Nudelsuppe wirds dann richtig übel: Wir bekommen Schlange, Schwalbennestersuppe (Speichel von Vögel) und schlussendlich Vaginas von Fröschen vorgesetzt. All diese “Delikatessen” werden in der chinesischen Medizin heilende oder potenzfördernde Wirkung zugesagt. Da hilft nur richtig viel Bier dazu zum Runterspülen. Hier die ganze Liste, was wir probiert haben:
- 牛雜 Cow Offal (Stomach, Intestine, Spleen, Lung)
- 豬紅豬皮 Pig Blood and Pig Skin
- 臭豆腐 Stinky Tofu
- 蛇羹 Snake Soup
- 田雞 Toad (Frog)
- 皮蛋 Thousand years egg
- 薑葱魚卜 Fish Maw with Green Onion and Ginger
- 碗仔趐 Fake Shake Fin Soup
- 狗仔粉 Doggie’s Noodle
- 燕窩 Bird’s Spit (or Bird’s Nest) Soup
- 雪蛤膏 Frog Vagina (Hasma) Soup
Na dann, “ä guete”!
Central und Victoria Peak
Am nächsten Tag setzen wir mit der altehrwürdigen “Star Ferry” rüber zur Hauptinsel Hong Kong. Der Insel also, die zuerst von den Engländern übernommen wurde und heute das Geschäfts- und Finanzzentrum ist. Wir wollen eigentlich gleich weiter zum Hausberg der Stadt, dem Victoria Peak, müssen dann aber sehr lange auf den Bus warten und bleiben dann im Stau stecken. Erst nach etwas mehr als zwei Stunden können wir die Aussicht über die Stadt geniessen. Eigentlich wollten wir etwas spazieren gehen, für Aaron ist es aber viel zu heiss, wir sind natürlich auch genau am Mittag unterwegs. So kehren wir um und fahren mit dem Bus zurück in die Stadt. Normalerweise ist die Hauptattraktion die Seilbahn, diese wird momentan aber gerade umgebaut.
Im Centrums-Viertel angekommen staunen wir: es ist noch dichter bebaut als der Rest der Stadt und wir bemerken, dass die Strassen sehr hügelig sind. Kein Wunder ist die längste Rolltreppe der Welt hier (Mid-Level Escalator). Über unzählige Fussgängerunter- und Überführungen, Rolltreppen und Durchgängen erreichen wir den Mano Ta Tempel. Mitten in den Hochhäusern ein Ort der Ruhe. Der Tempel gilt als Tempel der Literatur, viele Junge kommen vor bestehende Prüfungen. Die Gassen sind mit Streetart geschmückt und es hat erstaunliche viele westliche Kaffees.
Mountain mainson
Die Einwohner von Hong Kongs leben grösstenteils in riesigen Hochhaus-Siedlungen. Etwa 30 Prozent dieser Siedlungen wurden vom Staat gebaut, um ärmeren Einwohner eine Bleibe zu schaffen. Wir besuchen ein Wohnhaus davon im Osten der Hauptinsel. Der Ort auch bekannt unter Monster Building bietet ein eindrucksvollen Hintergrund für Instagram-Bilder. Für die Touris ist es ein schönes Bild, für die Einwohner trauriger Alltag: Die Mietpreise in Hong Kong sind oft so hoch, dass die Wohnungen oftmals in kleinere Wohnungen unterteilt werden um noch mehr Geld zu machen. Oft lebt dann eine Familie auf einer Fläche von 20 Quadratmeter.
Ozone Bar
Wir müssen kurz beim Bahnhof vorbei um unsere Zugtickets nach Peking abzuholen und machen gleich daneben Halt im höchsten Gebäude der Stadt. Hier regiert Luxus und Geld im Überfluss. Vorbei an Luxusboutiquen und Sportautos laufen wir selbstbewusst ins 5 Sterne Hotel Ritz-Carlton und fahren in den 118 Stock rauf zur höchsten Bar der Welt. Und wohl eine der teuersten! Wir gönnen uns einen Drink und ein Bier (37 CHF). Aus fast 480 Metern (!) Höhe ist die Aussicht auf den Hafen, die umliegenden Inseln und das offene Meer perfekt.
Übrigens liegt die Aussichtsplattform Sky 100 im selben Haus, eben 18. Stockwerke weiter unten Eintrittspreis umgerechnet etwas 40CHF/2Pax. Aus diesem Grund bevorzugten wir die Drinks. Nebst der wunderschöne Aussicht sehen wir nach gestern wie Armut und Luxus in Hong Kong nahe beieinander liegen.
Symphony of lights auf der Dschunke
Jeden Abend gibt es im Hafen eine Lichtshow, bei der einige Hochhäuser ihre Bildschirme “synchronisieren”. Wo ist der beste Ort, um die Show zu sehen? Auf dem Wasser in der Mitte des Hafens. Den sowohl die Skyline von Hongkong als auch Kowloon beleuchtet wird. Wir machen die “Symphony of lights cruise” auf einer traditionellen chinesischen Dschunke mit roten Segeln. Bei einem Bier und der Musik zur Show geniessen wir die Aussicht. Damit hätten wir auch das Touri-Programm abgehackt, check.
Lantau Insel
Hong Kong gehört mit 6400 Menschen pro Quadratkilometer zu den am dichtesten bevölkerten Gebieten der Welt (zum Vergleich die Schweiz: 205/km2). Nach all der Leere und Weite in Australien ein extremer Kontrast für uns. Und trotzdem ist in Hong Kong sehr viel Fläche unbebaut und grün. Wir besuchen an unserem letzten Tag die Insel Lantau im Osten der Stadt. Nach nur etwa 30 Minuten U-Bahn Fahrt sind wir mitten im Grünen. Wir steigen auf die Seilbahn um und fahren zum Tian Tan Buddha rauf, der zweitgrössten sitzenden Buddha-Statue der Welt. Die Landschaft ist wirklich schön: die grünen, Regenwald-bedeckten, steil-abfallenden Hügel und dahinter das Meer. Nur der riesige Flughafen auf einer künstlichen Insel und die längste Meeresbrücke der Welt stören ein wenig das Bild. Die Brücke wurde vor zwei Jahren fertiggestellt und soll möglichst viel Glücksspieler ins nahe gelegene Macau bringen. Wir hingegen geniessen etwas die Ruhe im Wald und machen einen Spaziergang zum “path of wisdom”. 38 Holzlatten, die die Verse der jahrhundertealten Herz-Sutra beinhalten – eines der bekanntesten Gebete, dass von Buddhisten und Taoisten gesprochen wird. Anschliessend fahren wir mit dem lokalen Bus wieder runter zum Fischerdorf Tai-o, wo die Häuser auf Stelzen im Fluss stehen. Wir laufen etwas durchs Dorf sobald wir über dem Fluss sind, ist es untouristisch. Wir sind erstaunt, wie klein die Hüttchen am Wasser sind. Vom Dorf fahren wir entlang der riesigen Brücke mit der Fähre zurück zur Talstation der Seilbahn. Aaron hat sich ziemlich verbrannt – gehen wir besser zurück in die Stadt. Die Metrofahrt gestaltet sich mühselig. Heute findet im Zentrum der Stadt die grösste Demonstration in Hong Hong seit Jahrzehnten statt. Es wird gegen ein neues Auslieferungsgesetz an China und generell die chinesische Justiz demonstriert. Wir kommen fast nicht mehr aus der U-Bahn, so viele Menschen sind unterwegs – gemäss Medienberichten sind über 1 Million auf der Strasse. Wir verbringen den Rest des Tages geschützt von der Sonne mit Wäsche waschen und fein essen. Es gibt nämlich nicht nur unappetitliche “Delikatessen”, sondern unzählige Top-Restaurants. Das ist unser Abschluss von drei Tagen in Hong Kong – Es waren drei intensive Tage, die Stadt hat uns fasziniert und trotzdem sind wir froh, nicht hier leben oder arbeiten zu müssen…
Hostel: Hop INN Mody
Food: Fu-Unmaru (Japanisch)
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