Armenien
Unser letztes Land der Weltreise. Wenn wir schon in der Region sind, besuchen wir auch das kleinste Land im Kaukasus. Wir sind gespannt: Es hat eine lange Geschichte und soll von sehr gastfreundlichen Menschen bewohnt werden. Wir fahren mit der Marshrutka in rund 6 Stunden nach Yerevan. Die beste Marshrutka die wir je hatten: Mit Kühlschrank, bequemen Sitzen und anständigem Fahrer. Eine Gruppe Koreaner haben gleich die ganze Marshrutka gechartet, wir können aber trotzdem mitfahren, es hat genug Platz. Wir werden eine Woche in der Hauptstadt Yerevan verbringen und von dort aus das Land in Tagesausflügen erkunden. Wir haben ein kleines Apartment gemietet und können so die letzte Woche der Reise auch noch ohne Reisestress geniessen.
Yerevan
Mit einer Million Einwohner lebt ein Drittel der Einwohner des Landes in der Hauptstadt und wir sind mittendrin. Die Stadt gilt als eine der ältesten Städte der Welt und trotzdem fehlt eine Altstadt. Sie wurde nämlich von Invasoren und Erdbeben immer wieder dem Erdboden gleichgemacht. Die Bedingungen sind extrem: Im Sommer wird es bis zu 35 Grad heiss, im Winter bis zu minus 15 Grad. Die Sowjet-Planstadt ist sehr grün – überall sind Pärke und Brunnen. Die Stadt ist sehr lebendig: überall wird gespielt, geplaudert, getrunken und gegessen und wir fühlen uns sofort wohl. Es gibt eine grosse Kaffeekultur – überall sitzen Menschen in den Pärken und Terrassen und trinken ihren Kaffee oder ihr Bier. Die Menschen sind zu uns unglaublich herzlich. Wenn man im Restaurant sitzt geht schnell mal was aufs Haus. Zu geniessen wir durch Gastfreundschaft auch mal eine Platte Früchte, Kompottsaft aber auch die Spezialität von Yerevan, guter Brandy als Digestif. Ein wirklich guter Ort um unsere Reise abzuschliessen! Wir verbringen insgesamt drei Tage in der Stadt selber und schauen uns auch noch das Eine oder Andere ausserhalb an..
Innenstadt
Der “Republic Square” ist das Zentrum der Stadt, hier stehen die Regierungsgebäude – alle im rosaroten Tuffstein erbaut. Wir besuchen das Geschichtsmuseum des Landes, welche zwar eine spannende Ausstellung zur Bronzezeit hat, die Sowjetzeit aber irgendwie komplett ausblendet. Weiter geht unser Rundgang zur ältesten Kirche der Stadt –Katoghike. Sie ist wohl auch die winzigste Kirche. Wohl darum wurde sie von den diversen Erdbeben verschont. Besonders schön ist das Cafesjian Center mit sein Skulpturenpark auch bekannt unter den Kaskaden – eine Art treppenförmiges Museum. Im Park stehen riesige Skulpturen diverser bekannter Künstler wie zum Beispiel Botero, was dann unseren Kreis zu Kolumbien, dem ersten Land der Reise wieder schliesst. Ganz oben der Treppe haben wir eine gute Aussicht auf die kreisförmige Innenstadt. Dahinter ist der Mount Ararat zu sehen – der über 5’000 Meter hohe Vulkan liegt zwar in der Türkei und wird aber trotzdem als Hausberg der Stadt bezeichnet.
Ausserhalb des Zentrum
Wir besuchen den GUM Market von Yerevan – der grösste überdachte Markt der Stadt. Hier werden neben dem frischen Gemüse vor allem gedörrte Früchte, Nüsse und Gewürze angeboten. Es scheint aber, dass die meisten Einwohner mittlerweile in einen der modernen Supermarkts der Stadt einkaufen ausser wir und Paar russische Touristen scheint dieser nämlich ein wenig verschlafen.
Zizernakaberd
Armenien hat eine traurige Geschichte. Vor und während dem ersten Weltkrieg wurde das Volk systematisch von der Türkei verfolgt. Es ist das wohl einschneidendste Ereignis der Geschichte Armeniens. Bis heute werden die Ereignisse von der Türkei und vielen Ländern geleugnet. Das Völkermord-Denkmal und Museum am Rande der Stadt arbeitet die Geschichte auf und erinnert an die Opfer. Es ist ein trauriger Besuch für uns, das Museum ist aber sehr gut gemacht.
Mount Azhdahak
Auf zum ersten Tagesausflug! Wir wollen wiedermal wandern. Die Berge rund um Yerevan sind allesamt vulkanischen Ursprungs und deshalb total anders als die tektonischen Berge von Georgien. Wir wollen den höchsten Berg der Gegham Bergkette besteigen – den Mount Azhdahak mit 3597 Metern über Meer. Dazu brauchen wir eine Tour und einen Guide – es ist unmöglich mit eigenem Fahrzeug oder einem Taxi die steile und schwierige 4×4 Strecke zum Ausgangspunkt der Wanderung zu bewältigen. Auf etwa 3’000 Meter geht es neben einer kleinen Zeltsiedlung los. Darin leben Nomadenvölker, die ihren Sommer mit ihren Tieren hier oben verbringen. Wir laufen los – lustigerweise kommt neben dem Guide auch erstmal der Fahrer mit, er will sich die Schönheit der Region nicht entgehen lassen. Neben uns ist noch ein russisches Pärchen dabei. Der Guide scheint Freude haben seine Gäste möglichst ausser schnell ausser Atmen zu bringen. Wir steigen ziemlich schnell auf zum ersten Berg, dem Red Ridge. Wir haben eine Aussicht auf diverse farbige Felsformationen auf allen Seiten und den kleinen Kratersee aus Schmelzwasser. Im Winter liegt hier nämlich bis zu 2 Meter Schnee. Wir laufen über einen zwischen Grat zum Hauptgipfel, dem Azhdahak. Nach etwa zwei Stunden stehen wir auf dem Gipfel und haben eine super Aussicht bis zum riesigen Lake Sevan, eine weitere Sehenswürdigkeit von Armenien.Nach dem Mittagessen geht es auf dem direkten Weg zurück zum Auto. Die Region ist wirklich wunderschön und so total anders, als alles bisherige dass wir gesehen haben.
Geghard und Garni Tempel
Wir legen auf dem Rückweg nach Yerevan noch einen Halt beim Geghard Kloster und Garni ein. Das Geghard Kloster erinnert etwas an die Zwergenhöhle von der Herr der Ringe – es ist in den Berg rein gebaut und hat zig verzierte Säulen. Es ist ziemlich dunkel und düster darin, eine einzigartige Atmosphäre.
Der Tempel von Garni ist aus der Zeit vor der Christianisierung, der hellenistische Tempel wurde im ersten Jahrhundert gebaut und dem Sonnengott gewidmet. Wie alles andere in Armenien, wurde er auch komplett von den Erdbeben zerstört. Er wurde in den 60er komplett mit originalmaterial rekonstruiert. Auf uns wirkt er dennoch zu künstlich mitten in der Schlucht.
Aragats
Auf zur zweiten Wanderung in Armenien – dieses Mal zum Aragats Berg, etwa 70 Kilometer nördlich von Yerevan. Er hat vier Gipfel, der Nordgipfel ist mit 4090 Meter der höchste Berg Armeniens – wir machen den einfacheren Südgipfel auf eigene Faust. Ein Fahrer bringt uns bis auf 3200 Meter zum Lake Kari – die Strasse ist sogar asphaltiert. Von dort steigen wir bei strahlendem Sonnenschein richtung Gipfel auf. Er wirkt durch die flach abfallenden Hänge sehr nahe – ein Sonntagsspaziergang denken wir uns. Vulkane täuschen aber einfach immer und es sind dann doch 6 Kilometer und 2 Stunden bis wir oben stehen. Die Aussicht auf den 300 Meter tiefen Krater und die rötlichen Felsen ist spektakulär. Mittlerweile sind aber Wolken aufgezogen und wir bleiben nicht lange auf dem Gipfel. Auf dem gleichen Weg gehts zurück. Eigentlich wollten wir zuerst den steileren Westgipfel auch noch machen, lassen dies dann aber wegen den Wetter sein. Trotzdem zufrieden und müde lassen wir uns nach Yerevan zurückfahren. Armenien hat in Sachen Natur wirklich was zu bieten!
Khor Virap, Norawank, Tatev
Armenien gilt als erstes christliches Land der Welt. Überall im Land verstreut zeugen alte Kloster und Kirchen davon. Oftmals in spektakulärer Lage liegen die bis heute verwendeten Gotteshäuser. Weniger wegen den Kirchen sondern vielmehr wegen den Landschaften machen wir bei einer Tagestour zu drei bekannten Klöster im Süden mit. Der Tourbus ist gross, die Gruppe teilt sich aber gut in Englisch- und Russischsprachig auf.
Khor Virap
Kurz nach Yerevan steht das erste Kloster auf einem kleinen Hügel. Dahinter liegt der Ararat mit seinen 5000 Metern auf – heute leider wie oft versteckt hinter einem dicken Wolkenschleier. Vom Kloster können wir auf die Grenze zur Türkei sehen, dahinter stehen die ersten Dörfer mit Minaretten. Die Grenze ist aufgrund der politische Lage zwischen beide Länder geschlossen, um ins Nachbarland zu gelangen, muss ein Umweg über Georgien gemacht werden.
Norawank
Wir fahren 1.5 Stunden weiter und die Landschaft wird noch trockener und wieder bergig. Wir fahren in eine Schlucht, an deren Ende das Kloster Norawank liegt. Rundherum fallen steile, rötliche Felsen senkrecht ab. Das Kloster selber wurde kürzlich restauriert.
Wings of Tatev und Tatev Kloster
Wir fahren nochmals zwei Stunden weiter, fast schon an die iranische Grenze. Auf dem Weg wird überall Wein in grossen Cola Pet Flaschen verkauft, damit die Truckfahrer dies in den Iran “schmuggeln” können. Das Wetter wird langsam richtig schlecht: von der Landschaft sehen wir vor lauter Nebel nichts mehr. Nebel oder nicht fahren wir mit der Seilbahn auch bekannt unter “Wings of Tatev” zum Kloste. Immerhin ist sie mit 5.7 Kilometer die längste Doppelseilbahn der Welt – ein Projekt, dass den Tourismus in Südarmenien fördern soll. Es läuft super beruhigende Musik in der Kabine aber wir sehen trotzdem absolut nichts – rundherum nur dichter Nebel. Das Kloster finden wir immerhin. Die Hauptkirche ist aus dem 9. Jahrhundert und wie es scheint immer noch in Gebrauch. Im düsteren Innern lassen sich ein Grossteil der russischen Touristen unsere Gruppe vom lokalen Guru segnen. Wir finden, die armenischen Kirchen sind etwas düster im Innern – da helfen die schwarzen Anzüge der Mönche auch nicht gerade um die Stimmung aufzulockern. Aber mit all dem Nabel, dem Gewitter und der Düsterheit der Kirche hat es etwas total Endzeitliches.
Da erstaunt es uns dann auch nicht, als der Strom und damit die Seilbahn ausfällt. Wir müssen aber nicht bei den Mönchen übernachten, es gibt auch eine Strasse zum Kloster. So kommen wir immerhin vom Bus aus in den Genuss auf ein paar gute Aussichten auf die Schlucht. Für diese waren wir nämlich hauptsächlich hier.
Das Segnen der Touristen in unserem Bus hat uns heute nicht weitergeholfen, 20 Kilometer vor Yerevan und um Mitternacht platzt ein Reifen des Cars. Die Tourfirma organisiert blitzschnell einen zweiten Bus, sodass wir um zwei Uhr morgens doch noch der Weg ins Bett finden.
Nach einer Woche in Armenien verlassen wir das Land wieder. Wir fliegen von Georgien nach Hause, also geht es den ganzen Weg zurück nach Tiflis. Die Woche in Armenien hat uns sehr gefallen, die Menschen und die unterschiedlichen Landschaften werden uns sicher in Erinnerung bleiben.
Übernachtung: PicNic Appartment Citycenter
Essen/Trinken: Katsa (armenisch), Dargett (Craftbeer/burger)